Interview & teksten
met en door poetry-slammer Alina Pfeifer
Alina heeft een vrijwillig sociaal jaar op Borkum gedaan en heeft daarbij het eiland leren kennen en ook ervan te houden. Helaas is ze na haar sociale jaar weer van het eiland weggegaan, maar ze heeft ons een aantal prachtige teksten nagelaten.
Hoe lang kom je al naar Borkum?
Ik was eigenlijk voor het eerst op het eiland in juli 2018. Daarvoor ging ik jarenlang naar Sylt of andere eilanden en miste dus de ontdekking van Borkum, wat een schande! En ja, ik weet dat Sylt niet echt populair is op Borkum en als ik moest, zou ik altijd Borkum kiezen!
Je hebt een vrijwillig sociaal jaar op Borkum gedaan. Waar heb je het gedaan en waarom Borkum?
Ik deed mijn vrijwillig sociaal jaar in de Nordseekliniek op de afdeling fysiotherapie. Na mijn eindexamen wilde ik er gewoon uit om iets anders te zien, maar ik wilde niet naar het buitenland zoals iedereen. Verder heb ik sowieso al van de Noordzee gehouden en wilde het jaar ervoor gebruiken om me beroepsmatig te oriënteren. Dus heb ik de twee termen fysiotherapie en Noordzee gegoogeld. En ja de Noordzeekliniek was de eerste klap. Vandaag vind je deze klap niet meer, ik heb het uitgeprobeerd- maar drie jaar geleden lukte het, gelukkig.
Wat betekent Borkum voor je?
Phew, nogal veel. Ik weet niet eens of en hoe ik het in woorden kan uitdrukken. Voor mij is Borkum een plaats om aan te komen, een plaats om rust te vinden. Ik heb veel over mezelf geleerd tijdens het jaar op Borkum. En ik denk, nee, ik weet dat ik dit jaar gewoon gelukkiger en tevredener was dan ooit tevoren. Borkum is voor mij een plaats van geluk, van ruimte, van zorgeloosheid. Een plek waar je jezelf kunt zijn. „Mijn anker is hier. Hier ben ik een mens, hier mag ik zijn.“ Het eiland van mijn dromen. En ik weet niet of het alleen is omdat ik de zee daar het mooist vind, maar ik heb het gevoel dat daar in Borkum, aan de zee, de hemel de aarde ontmoet en haar bij zonsondergang zelfs kust.
Waar komt je passie voor schrijven vandaan?
Ik heb het gevoel dat ik door het schrijven alles kan uitdrukken wat me beweegt. Opgeschreven gedachten, zo te zeggen. Ik schreef eens in een tekst: „Ik schrijf, niet omdat ik van de wereld hou. Ik schrijf omdat ik het niet leuk vind. Ik schrijf hoe ik het wil.“ Er zijn geen grenzen aan het schrijven. En het mooiste is dat je mensen kunt raken met je gedachten, met je “jezelf zijn” en zonder te doen alsof.
Tekst „Waarom ik van de Noordzee hou“ en “in de Duinen”:
Ich war nicht mal auf der Welt und liebte bereits die Nordsee. Erblickte noch
nicht das Licht der Welt und wusste, dass es das Licht des Leuchtturms ist,
was ich brauche.
Ich bin jedes Jahr zur selben Zeit am selben Ort, Heimat. Dann bin ich zu
Hause.
Jedes Mal fängt es auf die gleiche Art und Weise an. Ich mache das Fenster
runter, kann den Duft riechen und weiß, ich bin angekommen.
Ich muss nie lange suchen, sondern kann sofort anfangen zu finden. Zu finden
die ganzen Antworten auf all die Fragen.
Ich packe mein Fahrrad und mache eine Fahrradtour, quer durch diesen Ort,
um allen Menschen »Hallo« zu sagen, mitzuteilen, ich bin jetzt da.
Für mich war der Campingplatz dort auf dieser Insel das 5-Sterne-Hotel.
Als kleines Mädchen hab ich dort das Fahrradfahren gelernt. Konnte fünf
Minuten allein fahren und kaufte mir ein Eis, glaubte, bereits einhändig
fahren zu können. Und so trug ich stolz mein Eis und fuhr los und fiel hin.
Aber das gehörte dazu. Dieses kindliche Vertrauen, die Naivität, die einen
fallen lässt. Worüber man aber später lachen kann.
Ein paar Tage später konnte ich ja schon richtig Fahrrad fahren und wollte die
ersten Kunststücke lernen, weil die coolen Jungs das auch konnten. Also fuhr
ich diesen steilen Hügel runter und danach die Treppe und, naja, was soll ich
sagen, ich fiel hin, mal wieder.
Eine Woche danach konnte ich schon schnell fahren und fuhr zu schnell um
diese Kurve, diese Schotterkurve, und ich fiel, schon wieder. Und mein Knie
blutete, bis heute trage ich diese Narbe. Mit Stolz. Denn ich kann Fahrrad
fahren, weil ich es lernte, mit Schmerz und Wunden, aber mit Abenteuerlust.
Ich bin ein Inselkind. Ich bin dort nicht geboren, aber diese Liebe, tief in mir
drin, wird nicht zu Ende gehen.
Und bin ich an der Ostsee oder in den Bergen, vermisse ich die Nordsee und
diese eine bestimmte Brise Wind, Ebbe und Flut, die Heckenröschen und das
Gefühl von Heimat.
Ich fühle mich nirgendwo so sicher wie in den Dünen, dort direkt am Meer,
wo man den Naturgewalten ausgesetzt ist. Verrückt, sicher in der unberührten
Natur.
Mein Anker liegt hier, »hier bin ich Mensch, hier darf ich sein«.
Ob Wind, ob Hagel, ob Sturm, ob Wolken, ob Schnee, ob Regen, ob Sonne,
das Inselleben ist ein Segen.
Und ich fange an, Pläne zu schmieden, was und wann ich es mache, doch nur
die Frage nach dem Wo bleibt aus, denn hier, genau hier, ist mein Zuhaus.
In der Nordsee lernte ich das Schwimmen, das Baden und das Planschen. An
der Nordsee lernte ich das Fahrradfahren, das Glücklichsein, das
Zufriedensein, das Kindsein, das Ankommen, das Teilen, das Lachen, das
Leben.
Und so sitze ich jetzt da, beobachte die Regensäulen in der Ferne, sehe den
Regenbogen und warte auf den Sturm. Genieße die Ruhe vor dem Sturm, der
mich trägt davon.
Denn bin ich mal nicht auf der Insel, schließe ich die Augen und suche den
Leuchtturm, der mir weist den Weg, und dann schon rieche ich das Meer,
höre die Möwen und den Hagel auf dem Zelt, schmecke den Crèpe und das
Salz. Spüre den Wind in den Haaren und so bleibt es die ganzen Jahre.
Mein Herz geteilt in zwei Heimatorte.
Den bei dir. Und den bei mir, hier auf der Insel.
Wo ist dein Zuhause? Wo kommst du an?
Ich bin zuhause, wenn ich mich fühle wie am Meer, wie an der Nordsee.
Frei. Unbeschwert. Wohl. Zufrieden. Glücklich.
Ich breite meine Arme aus, der Wind verfängt sich darin und lässt mich
glauben zu fliegen. Ich steh ganz oben und öffne die Augen. Ich suche den
Horizont ab. Und höre auf zu suchen und fang endlich an zu finden. Ich bin
fast da.
Ich war nicht mal auf der Welt und liebte bereits die Nordsee. Erblickte noch
nicht das Licht der Welt und wusste, dass es das Licht des Leuchtturms ist,
was ich brauche.
Ich liebe die Nordsee. Noch mehr die Inseln. Kein Entkommen. Kein
Weglaufen. Keinen festen Boden unter den Füßen, sondern Sand. Viel besser,
das Leben am Strand.
Anker
Sicherer Hafen
Draußen im Sturm
Hier kann ich sein
Nordseeliebe
Text „In den Dünen“:
Ich laufe los. Bin fast da. Da in den Dünen, weit weg vom Trubel.
Auf der Bank mitten im Nirgendwo.
Die Halme knicken, die Drachen steigen, das Meer rauscht, die Sonne
scheint, die Möwen sagen mir: Ich bin am Meer.
Da sind Schiffe in der Ferne. Ich spüre das Salz auf der Haut, den Wind in
den Haaren und den Duft in der Nase.
Die Büsche rauschen und ich fang an zu begreifen, wie wunderbar die
Schöpfung ist.
Der Wind bläst alle dummen Gedanken weg, endlich wieder kann ich klare
Gedanken fassen. Glasklar, Himmel ohne Wolken, klare Gedanken.
Der Wind weht durch meine Haare, das Meer kann ich sehen und hören, Salz
und Sand auf der Haut, die Sonne scheint und die Möwen schreien; ich bin
da.
Eben noch bin ich Fahrrad gefahren – wie damals als Kind. Und der
Gegenwind kam, er wurde heftiger, ich konzentrierte mich auf die
Anstrengung und vergaß dabei beinahe das Strampeln. Ich wollte aufhören
und losweinen – wie damals am Berg.
Eben noch war ich laufen, bin weggelaufen. Und da war dieser Duft, der Duft
des Sommers. Des Sommers, an dem ich meinen Koffer mit Spielsachen
packte, nachts ins Auto stieg, zu früh mein Frikadellenbrötchen aß und später
den Sommer meines Lebens hatte. Das Grillen, das Chillen, die
Unbeschwertheit, den Crèpe, die Spaghetti, das Fahrradfahren. All das war
eben mal da.
Eben noch hab ich die spielenden Kinder beobachtet. Die Regeln sind immer
noch die gleichen, wie damals. Die Jungs prügeln sich aus Spaß, aber einer
will nicht mehr und sagt: »Stopp mal bitte.« Und das genügt, um ihm eine
Pause zu gönnen. Er wird in Ruhe gelassen.
Die weiße Flagge gehisst, den Frieden angenommen.
Heute dieselbe Flagge gehisst, den Krieg bekommen.
Eben noch habe ich die Mädchen gesehen, die ein Rad schlagen, einen
Handstand machen und einen Kopfstand können. Es ist wie früher. Mädchen
machen das, vor vielen Leuten. Doch es ist wie früher, ich kann es nicht.
Ich sitze still da und beobachte schweigend. Sehe die Bühne mitten in den
Dünen. Sehe Pärchen und die Leute gaffen mich an. Also jedenfalls denke ich
das.
Ich denke über die Gedanken der Denkenden nach, die wahrscheinlich gar
nicht über mich nachdenken.
Die Sonne geht an einem Freitag unter. Der Mond kommt. Ja wirklich, es ist
zunehmender Mond. Neben dem Mond leuchten die Sterne.
Und so blick ich in die Ferne.
Die Schiffe sind immer noch da, aber jetzt beleuchtet. Ohne Dunkelheit
würde das Licht nicht leuchten.
Es wird kalt. Meine Jacke reicht nicht mehr.
Früher, da reichte der Pulli. Uns war warm, so viel sind wir gerannt.
Eben noch hab ich die Jungs gesehen, bis einer weint, hab ich gedacht, so wie
es früher immer von den Eltern geschimpft wurde. Bis einer weint hab ich
eben noch angepisst gedacht. Und jetzt weint der Junge. Und so wurde ich
erwachsen. Vom Kind zum großgewordenen Kind.
Eben noch schien alles so friedlich, und jetzt ist die Sonne weg.
Und jetzt sitze ich auf der Bank, mitten in den Dünen, aber es ist eine andere.
Ich gucke jetzt auf das Meer, nicht mehr auf den Deich, denn ich bin
erwachsen geworden.
Die Regeln sind die gleichen, das Spiel hat sich geändert.
Die weiße Flagge zählt nicht mehr. Es gibt keinen Spielstopp mehr.
So ist es, so ist das Spiel des Lebens. Nur dass es absolut kein Kinderspiel ist.
Wobei, versuchen könnte man es. Die Regeln sind die gleichen.
Das Leben unbeschwert genießen, öfters schaukeln gehen, die Seele baumeln
lassen, das Leben entschleunigen, einmal mehr »Spielstopp« sagen, den
Handstand so lange üben, bis es klappt, und es als Kopfstand bezeichnen,
wenn die Welt wieder einmal Kopf steht.
Die Fahrtrichtung ändern und aus dem Gegenwind den Rückenwind machen.
Oder die Hand am Rücken zum Schieben annehmen, denn du bist immer in
seinen geliebten Händen.
Den Koffer einfach packen und den Sommer deines Lebens verbringen.
Die weiße Flagge gehisst.
Ich laufe los. Bin fast da. Da in den Dünen weit weg vom Trubel.
Auf der Bank mitten im Nirgendwo.
Die Halme knicken, die Drachen steigen, das Meer rauscht, die Sonne
scheint, die Möwen sagen mir, ich bin am Meer.
Da sind Schiffe in der Ferne. Ich spüre das Salz auf der Haut, den Wind in
den Haaren und den Duft in der Nase.
Die Büsche rauschen und ich fang an zu begreifen, wie wunderbar die
Schöpfung ist.
Der Wind weht durch meine Haare, das Meer kann ich sehen und hören, Salz
und Sand auf der Haut, die Sonne scheint und die Möwen schreien; ich bin
da.
Manche Dinge ändern sich nicht, ändern sich nie, so wie
In den Dünen