Strandfundmelder Nr. 1
Interview mit Steffen Wagener
Steffen Wagener ist Insulaner, ehrenamtlich für den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer tätig und vor allem fleißiger Strandfundmelder auf der Nordseeinsel Borkum. Er bestimmt mit dem BeachExplorer z. B. Küstentiere, Muscheln sowie Krebspanzer und steht mit 11.045 Punkten und sage und schreibe 2.587 Funden mit Abstand auf Rang 1 der TOP 10 User an der gesamten Nordseeküste.
Strandfunde mit dem BeachExplorer bestimmen
Während eines Spaziergangs am Strand stößt man häufig auf geheimnisvolle Dinge oder Bewohner. Gerne würde man wissen, worum es sich bei dem Fund genau handelt. Aber sich extra Bestimmungsbücher darüber zu kaufen, verlockt nicht wirklich. Mit dem BeachExplorer, der von der Schutzstation Wattenmeer e. V. betrieben wird, sind solche Funde nun endlich leicht zu bestimmen. Der BeachExplorer bietet ein umfangreiches Fachwissen aus vielfältigen Bestimmungsbüchern. Zu jedem Strandfund gibt es Steckbriefe und Hintergrundinformationen. Über 1500 Strandfunde wie Pflanzen, Tierarten und sogar Strandmüllarten lassen sich über den BeachExplorer bestimmen. Außerdem bietet das Portal die Möglichkeit, die Funde direkt an eine Datenbank zu melden. Das Team nimmt die Funde entgegen und leitet diese zur Erforschung der Küsten weiter. So soll über die Jahre ermittelt werden, wo welche Dinge angespült werden und ob sich die Häufigkeit mit dem Klima oder mit Meeressschutzmaßnahmen ändert. Dank der finanziellen Förderung aus dem „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“ ist der BeachExplorer kostenlos und kann als App am Strand oder über den PC oder Tablet von zu Hause genutzt werden.
Werde auch du ein Strandfundmelder. Unter BeachExplorer findest du weitere Informationen und hier kannst du dir die App auf dein Handy laden:
INTERVIEW MIT STEFFEN WAGENER
Woher kommt deine Begeisterung für Strandfunde?
Die Begeisterung für alle Facetten der Natur begleitet mich schon mein Leben lang. Seit acht Jahren lebe ich jetzt auf der Insel Borkum, und natürlich liegt es da nahe, dass ich mich regelmäßig auch an den Stränden der Insel aufhalte. Ich will aber gleich darauf hinweisen, dass das Bestimmungsrepertoire von BeachExplorer auch weit über das hinausgeht, was man tatsächlich unmittelbar an den Stränden findet. Insekten, Vögel, Pflanzen und Reptilien können hier auch bestimmt und gemeldet werden. Da mich immer schon alle Formen und Farben von Tieren und Pflanzen begeistern, kommt mir die „Bandbreite“ von BeachExplorer sehr entgegen.
Wie und wann bist du auf die Idee gekommen, Strandfundmelder zu werden?
Ich habe immer schon Funde und Beobachtungen in der Natur fotografiert, aber nie systematisch abgelegt. Im November 2020 habe ich am Nordstrand einen toten „Zirrenkraken“ gefunden, und Claudia Thorenmeyer wies mich auf die Möglichkeit hin, diesen bei BeachExplorer zu melden. Das war der erste Kontakt mit diesem Portal, und ich habe dann während der Coronazeit intensiv die Bestimmungsmöglichkeiten genutzt und dadurch viel Bestimmungserfahrung gesammelt, die weit über das hinausgeht, was man sonst in Büchern findet. Parallel wurde mir auch schnell klar, dass der BeachExplorer eine gute Möglichkeit bietet, die eigenen Beobachtungen systematisch abzulegen und für andere interessierte Laien oder Profis zugänglich zu machen und sich anderseits auch durch Beobachtungen anderer neue Anregungen zu eigenen „Entdeckungen“ zu holen. Kurz gesagt: beginnend mit dem „Zirrenkraken“ bin ich in dieses Netzwerk „eingesickert“, das für alle Beteiligten in vielerlei Hinsicht sehr nützlich ist.
Was war bisher dein spannendster Strandfund auf der Insel Borkum?
Oh, das kann ich so einfach gar nicht sagen. Spannend wird es natürlich immer dann, wenn man „Beobachtungsneuland“ betritt, also Dinge meldet, die vorher noch keiner irgendwo an der Nordseeküste gemeldet hat.
So gibt es zum Beispiel im Ostland zeitweilig durchaus recht viele „Purpurspanner“ eine Schmetterlingsart, die sonst noch nirgendwo gemeldet wurde. Richtig spannend finde ich aber auch farbberingte Vögel. Derzeit ziehen an unseren Stränden große Kolonien unterschiedlicher Möwen vorbei. Darunter immer wieder auch beringte Individuen. Diese Codes kann man den Beringungsprojekten melden und erhält dann einen Lebenslauf dieses Vogels. Ich habe z. B. mal eine Heringsmöwe gesichtet, die 15 Jahre alt war, und ganze 12 Jahre lang nicht gemeldet wurde.
Ein „Highlight“ war natürlich auch der Fund eines lebenden Seepferdchens im Februar dieses Jahres, das ich dann mit Unterstützung des Nordsee Aquariums an geeigneter Stelle wieder ausgewildert habe. Weniger spektakulär, aber trotzdem sehr besonders waren auch die beiden Beobachtungen eines „Kleinen Würfel-Dickkopffalters“. Dieser unauffällige Schmetterling ist von allen Ostfriesischen Inseln nur auf Borkum nachgewiesen und ist wirklich schwer zu entdecken. Immer wieder faszinierend, wenn auch nicht so selten, sind „Blaukehlchen“ und „Perlmuttfalter“ (mittlerer und kleiner). Beide sind auf unserer Insel anzutreffen.
Meldest du auch Strandfunde aus anderen Regionen oder bleibst du Borkum da eher treu?
In der Tat habe ich vor zwei Wochen meine erste Meldung außerhalb von Borkum bei einem Besuch von Horumersiel gemacht. Aber tatsächlich hält Borkum so viele unterschiedliche Naturräume für den bereit, der sich mit offenen Augen auf den Weg macht, dass ich erst mal mit Meldungen von unserer Insel noch nicht am Ende bin. 🙂
Nicht umsonst wirbt Borkum ja auch auf allen Kanälen mit seiner vielfältigen Natur, und wenn ich das mit meinen Meldungen auf BeachExplorer auch mit Inhalt füllen kann, dann freut mich das sehr, und es öffnet vielleicht dem einen oder anderen sogar auch die Augen für diese faszinierende Vielfalt unserer Insel.
Wir danken dir sehr für das informative Interview und wünschen dir weiterhin viel Spaß beim Erkunden der Insel und bei der Bestimmung und Meldung deiner Strandfunde.