Watt-Safari mit den Small Five
Außergewöhnliche Tiere im Nationalpark Wattenmeer
Auf den ersten Blick kahl und verlassen bietet das Wattenmeer jedoch eine einmalige Tierwelt und Artenvielfalt. Die "Small Five" bezeichnen fünf typische Arten im Watt mit spannenden Überlebensstrategien.
Die Big Five (englisch für „große Fünf“) sind vielen Leuten in Bezug auf Safaris in Afrika ein Begriff. Gemeint sind besondere Tiere in den afrikanischen Nationalparks, also Löwe, Elefant oder Nashorn, Büffel und Leopard. Aber auch das Weltnaturerbe Wattenmeer hat viele außergewöhnliche Tiere zu bieten, über die Besucherinnen und Besucher staunen. Als Small Five („kleine Fünf“) bezeichnen Forscher und die Nationalparkverwaltungen Wattenmeer die fünf bedeutsamsten Tiere im Wattenmeer. Sie sind zwar nicht so groß wie ihre Namensvettern in Afrika, aber dafür haben sie sich an die ungewöhnlichen Lebensbedingungen im Watt angepasst: Sie ertragen Salz- und Regenwasser und überleben Überflutungen und Trockenzeiten.
Wattwurm (Arenicola marina)
Der Wattwurm ist nicht nur Teil der Small Five, sondern auch eines der bekanntesten Tiere des Wattenmeers. Der 20 bis 40 Zentimeter lange Wurm frisst Sand und produziert dabei die typischen wie Spaghetti aussehende Haufen.
Aus dem Sand filtert er organische Stoffe heraus und trägt so dazu bei, dass der Wattboden stetig umgewälzt wird. Ein Wattwurm filtriert pro Jahr bis zu 25 Kilogramm Sand. Seine Feinde sind Vögel wie der Austernfischer. Damit der Wurm nicht gefressen wird, kann er sein Hinterende stückweise abstoßen. So bekommt der Vogel nur ein bis zwei Zentimeter zu packen und der Wurm kann sich tiefer in seine Röhre retten.
Herzmuschel (Cerastoderma edule)
Ein weiteres Tier, dass Teil der Wattenmeer-Small Five ist, ist die Herzmuschel. Sie kommt in der Nordsee sehr häufig vor und wird bis zu ungefähr fünf Zentimeter lang. Die Farben der Muschel gehen von weiß über gelbbraun bis braun.
Sie lebt eingegraben dicht unter der Oberfläche nicht tiefer als fünf Zentimeter. Wenn die Herzmuschel freigespült wird, gräbt sie sich mit ihrem Fuß relativ schnell wieder ein. Eine Besonderheit: Die Herzmuschel kann mehrere Tage in einer sauerstofffreien Umwelt überleben. Sie können bis zu acht Jahre alt werden. Allerdings werden die Muscheln häufig bis zum dritten Lebensjahr gefressen.
Strandkrabbe (Carcinus maenas)
Nicht nur im Wattenmeer, sondern durch Menschen auch fast überall auf der Welt zu finden: Die Rede ist von der Strandkrabbe. Als Teil der Small Five ist die Krabbe bedeutend für das Wattenmeer, da sie so häufig auftritt und somit eine wichtige Beute für die Vögel und Fische ist. Der Panzer macht fast 40 Prozent der Körpermasse des Krebses aus.
Ein weiteres Merkmal: das Paar Scheren, mit denen die Krabben Muscheln oder Schnecken knacken. Die Krebse sind aber nicht wählerisch. Als echte Allesfresser verspeisen sie alles, was sie mit ihren Scheren überwältigen können, zum Beispiel auch gerne Weichtiere, Fische, Nesseltiere oder Stachelhäuter. Hat das Tier Angst, bäumen sie sich auf und drohen mit ihren Scheren. Wer sie dabei versucht zu fangen, kann gekniffen werden. Das ist zwar schmerzhaft, aber in den meisten Fällen ungefährlich.
Wattschnecke (Peringia ulvae)
Dieses Mitglied der Small Five macht dem Namen „Small“ wirklich alle Ehre. Die Wattschnecke ist mit nur zwischen drei und sechs Millimetern Größe die kleinste Schnecke im Wattenmeer. Die Schnecken kriechen auf dem Boden des Wattenmeers und fressen dort abgelagerte organischen Kleinteilchen – auch Ausscheidungen von Artgenossen.
Indem sie Kot und Schleim ausscheiden, tragen die Schnecken zur Schlickwattbildung bei. Die Wattschnecken sind nicht sonderlich schnell. Deswegen heften sie sich bei auflaufendem Wasser an die Wasseroberfläche und lassen sich von der Flut tragen – teilweise sogar kilometerweit!
Nordseegarnele (Crangon crangon)
Granat, Krabbe oder Strandgarnele – die Nordseegarnele hat viele Namen. Viele kennen sie von Krabbenbrötchen. Dabei sind Krabben eigentlich rundliche Krebse mit Scheren. Nordseegarnelen sind aber langschwänzige Zehnfußkrebse von bis zu acht Zentimetern Länge.
Das letzte Tier der Small Five des Wattenmeers vergräbt sich gerne flach im Sand und wandert mit der Flut die Wattflächen hinauf. Mit der Ebbe geht es zurück in die Priele. Nicht nur Vögel, Fische und junge Seehunde jagen die Garnelen. Auch der Mensch fängt und isst sie gern. Jährlich werden ungefähr 25.000 Tonnen Garnelen in der Nordsee gefangen – 10.000 Tonnen davon in Deutschland.
Mehr Infos zum Weltnaturerbe Nationalpark Wattenmeer gibt es hier.